Pikler® Pädagogin & Elternbildnerin

Zum Thema Ernährung

Stillen, Füttern, das Kind beim selbstständigen Essen begleiten: mehrmals täglich erleben wir Pflegesituationen, die mit Nahrungsaufnahme zu tun haben. Und jede dieser Situationen können wir dafür nutzen, mit unseren Kindern „in Beziehung“ zu sein.

Bei gestillten Kindern erlebe ich oft, dass Stillen die Antwort auf jedes Bedürfnis ist. Sogar in der Trage soll das Kind gestillt werden. In meinen Geburtsvorbereitungskursen ist es mir sehr wichtig, die Eltern dafür zu sensibilisieren, das „Stillen nach Bedarf“ nicht bedeutet, dass jedes Weinen mit Muttermilch oder Flasche zu beantworten ist. Wichtig ist zu erkennen, wann das Kind Hunger oder Durst hat. Gleichzeitig fördern wir durch bedarfsorientiertes Füttern die Kompetenz des Kindes: Es lernt, wie es sich anfühlt, wenn es hungrig ist, und wie, wenn es satt ist, und welche Signale es aussenden muss, damit die Eltern es verstehen.

Essen und Trinken sollten dem Kind stets eine Quelle der Freude sein. Alles was mit dem Essen zusammenhängt, jeden Schritt zur Selbstständigkeit, ordnen wir diesem Ziel unter“ schreibt Maria Vincze in „Miteinander vertraut werden“. Die Pflegerinnen wurden angehalten, genau zu beobachten, wie viel das Kind essen möchte, und nie mehr anzubieten, als das Kind möchte. Im Lóczy wurde den Babys Säuglingsmilch aus der Flasche und danach aus dem Glas angeboten. Wenn das Trinken aus dem Glas gut klappte, wurde ein dünner Obstbrei in das Glas gefüllt. Dann wurde der Brei mit dem Löffel angeboten. Die Babys wurden immer am Schoß gefüttert, damit sie gleichzeitig mit der Nahrung auch Nähe und Körperkontakt auftanken konnten. Wenn sie größer wurden, hat man ihnen das Essbänkchen zum Essen angeboten, und erst wenn sie gut selbstständig essen konnten, aßen sie in der Gemeinschaft mit anderen Kindern.

Meine Tipps für entspannte Essenssituationen in der Familie:

– Beobachte dein Baby gut, um zu Erkennen, wann es Hunger oder Durst hat.

– Beantworte nicht jedes Unwohlsein mit Stillen oder Flasche

– Sorge für eine reizarme Umgebung beim Stillen und Füttern

– Macht es Euch gemütlich und lasst euch Zeit

– Begleite dein Baby liebevoll und mit ungeteilter Aufmerksamkeit

– Bereite die Mahlzeit gut vor, damit du nicht während des Essens aufstehen musst

– Biete deinem Kind die Konsistenz an, die es gerne mag. Brei hat viele Vorteile!

– Achte darauf, dass Essen und Spielen getrennt wird

– Nimm die Sättigungszeichen deines Kindes ernst

– biete Rituale am Beginn und am Ende der Mahlzeit an

Das gemeinsame Essen am Familientisch ist vielen Eltern sehr wichtig. Das klappt oft erst mit größeren Kindern gut. Für Kinder, die beginnen mit dem Löffel zu Essen, ist das Reultinger Essschälchen sehr nützlich. Ihr könnt so ein Schälchen bei mir käuflich erwerben.