Liebe Eltern, liebe Newsletter-Abonnentin, lieber Newsletter-Abonnent!
Mir ist in den letzten Tagen ein Satz untergekommen, der mich beschäftigt hat: „Beziehung entsteht immer durch Erziehung“.
Eigentlich kein ungewöhnlicher Satz. Aber hat es nicht immer andersrum gelautet? „Bildung gelingt über Beziehung“, oder auch „Bindung entsteht durch Beziehung“ ? Und jetzt taucht dieses altmodische Wort „Erziehung“ wieder auf.
Haben wir vielleicht in unserem Fokus auf bedürfnisorientierte und bindungsorientierte Elternschaft auf die Erziehung unsere Kinder vergessen?
Ja, diesen Eindruck habe ich schon gelegentlich. Vielen Eltern ist es wichtig, die kindlichen Bedürfnisse rund um die Uhr zu erfüllen und sie vergessen dabei manchmal, dass sie selbst auch Bedürfnisse haben. Das Wohl des Kindes wird daher manchmal über das eigene Wohl gestellt, wenn es z.B. ums Stillen oder Schlafen im Familienbett geht. Wenn Eltern bereit sind, alles dafür zu tun, damit das Kind nicht weint, auch wenn es ihnen schon sehr schwer fällt, übersehen sie oft ihre eigenen Grenzen. Und damit übertragen sie auch die Verantwortung für ihr eigenes Wohlergehen auf das Kind! Die Lösung ist leider keine einfache: Erziehungsarbeit! Das heißt, die Eltern übernehmen die Verantwortung, wie es in der Familie abläuft, zeigen durch liebevolle Führung die eigenen Grenzen auf und geben den Kindern einen Rahmen vor, in dem sie sich dann aber möglichst frei bewegen und entwickeln können. Meine wunderbare Kollegin Doris Lepolt wird in ihrem Vortrag „Leuchtturm sein – über die Bedeutung von Führung für die kindliche Entwicklung“ beim Impulstag (siehe unten) näher darauf eingehen.
Der Missbrauchsfall einer dreizehnjährigen Wienerin macht uns alle betroffen. Peter Wanke, Psychotherapeut und Gründer des Verein Limes, erklärte im Mittagsjournal auf Ö1 am 2. 3. 2024, wie wichtig die primäre Prävention ist: Von Geburt an können wir unsere Kinder stärken und als Individuum wahrnehmen. Wir können sie für ihre Grenzen und ihren Körper sensibilisieren und sie lehren rechtzeitig „Stop“ zu sagen. Indem wir die eigene Wahrnehmung der Kinder über ihre Grenzen fördern, ermöglichen wir, dass das Kind spürt, was es will und was es nicht will, und lernt „Stop“ zu sagen. Wir sollten den Kindern nicht vermitteln, dass wir alles besser wissen.
In der Pikler® -Pädagogik ist es uns ein großes Anliegen, genau das zu vermitteln: durch den beziehungsvollen, achtsamen Umgang in den Pflegesituationen, die zurückhaltenden Begleitung in der freien Bewegungsentwicklung und im freien Spiel und durch die feinfühlige Unterstützung beim sozialen Lernen.
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